Wiesn-Wirt Steinberg nach OP auf einem Auge blind

München - Wirte-Urgestein Günter Steinberg (Hofbräuzelt) hat Sorgen kurz vor der Wiesn: Nach einer Operation im Juni ist der 78-Jährige auf dem linken Auge blind. Heilungsverlauf? Unklar.
München - Ausgerechnet vor den wichtigsten Wochen des Jahres muss sich Wiesn-Wirt Günter Steinberg (Hofbräuzelt) mit einem schweren Handicap herumschlagen. Seit einer Operation im Juni ist der 78-Jährige auf dem linken Auge blind. Weil offenbar bei der Nachsorge geschlampt wurde, löste sich die Netzhaut ab.
Wann der Wirt wieder richtig sehen können wird, ist unklar. Das Oktoberfest deshalb sausen zu lassen, kommt für Steinberg aber nicht in Frage. Der graue Star ist eine der häufigsten Augenkrankheiten im Alter, lässt sich aber durch einen kleinen Eingriff gut behandeln.
Auch bei Günter Steinberg hatten sich in den vergangenen Jahren die Linsen getrübt. Kurz nach Pfingsten ließ er sich am rechten Auge operieren, Mitte Juni am linken. Beide Eingriffe wegen des grauen Stars verliefen reibungslos, aber: „Bei der zweiten OP hat mir der Arzt vorgeschlagen, man könne zusätzlich ein kleines Häutchen auf der Netzhaut entfernen. In einem Aufwasch sozusagen“, erzählt Steinberg. Er stimmte zu. „Ich habe mich natürlich auf die Erfahrung des Professors verlassen.“
Doch 14 Tage später der Schock: „Ich habe auf dem linken Auge plötzlich nichts mehr gesehen. Alles war schwarz. Da habe ich Angst bekommen“, sagt Steinberg. Der Wiesn-Wirt sucht einen anderen Arzt auf. Der operiert ihn ein zweites Mal, nachdem er feststellt, dass sich bei der Nachbehandlung Steinbergs Netzhaut abgelöst hatte! „Das kann man sich wie bei einem Luftballon vorstellen, dem die Luft ausgegangen ist.“
Ein spezielles Öl, das Steinberg ins Auge gespritzt wurde, soll dafür sorgen, dass die Netzhaut wieder an die richtige Stelle zurückwandert. Bis Günter Steinberg wieder auf beiden Augen normal sehen können wird, kann bis zu ein Jahr vergehen. Täglich muss er drei verschiedene Tropfen nehmen, sieben Mal!
„Ich habe nicht viel Geduld. Deshalb bete ich zum Herrgott, dass er mir Geduld schenkt. Am besten sofort“, sagt Steinberg und kann dabei sogar schon wieder lachen. Lustig geht’s im Alltag aber seit der misslungenen OP nicht immer zu. „Ich bin halt nicht mehr so mobil. Meine Frau muss mich zu Terminen fahren. Und sie ist meine Krankenschwester, die mir mit ruhiger Hand die Tropfen verabreicht. Und beim Treppensteigen muss ich aufpassen“, meint Steinberg.
Auch das räumliche Sehen sei stark beeinträchtigt. „Neulich wollte ich mir ein Glas Rotwein einschenken und habe alles daneben geschüttet.“ Auf die Wiesn will Steinberg deshalb aber nicht verzichten. „Ich bin auch heuer jeden Tag im Zelt und werde mich um unsere Gäste kümmern“, stellt das Wirte-Urgestein klar. „Das lasse ich mir nicht nehmen!“
Netzhautablösung und grauer Star
Der graue Star kann grundsätzlich in jedem Alter entstehen, am häufigsten tritt er aber ab dem 60. Lebensjahr auf. Dabei verliert die Augenlinse an Elastizität, verhärtet sich und wird trüb. In seltenen Fällen können auch Jugendliche, Kinder und sogar Neugeborene betroffen sein. Der graue Star ist weltweit für 40 Prozent der Sehminderungen verantwortlich. Die Krankheit ist gut behandelbar.
Der Eingriff ist die häufigste Augenoperation überhaupt - in Deutschland wird sie jährlich rund 800 000-mal durchgeführt. Der Begriff „grauer Star“ hat mit dem Vogel nichts zu tun - er leitet sich von dem starren Blick ab, den Patienten früher bekamen, wenn die Linsentrübung nicht behandelt wurde. Ärzte raten, ab 40 Jahren etwa alle zwei Jahre zur Früherkennung zum Augenarzt zu gehen.
Zusätzlich kann sich im Alter ein dünnes Häutchen auf der Netzhaut bilden, auch „Macular Pucker“ genannt. Wenn diese Membran Falten wirft, kann es zu unscharfem Sehen kommen. Eine operative Entfernung ist die gängigste Behandlungsmethode und meist unkompliziert. Bei einer unzureichenden Nachsorge kann es aber zur Netzhautablösung kommen - wie bei Günter Steinberg.
Johannes Heininger, Ramona Weise
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